Das Projekt „MigMap – Governing Migration, eine virtuelle Kartografie der Europäischen Migrationspolitik“, das in Kollaboration zwischen Soziologie, Politologie, Anthropologie, politischem Aktivismus und künstlerischer Praxis im Rahmen von TRANSIT MIGRATION entstanden ist, startete mit dem Anspruch, parallel zu den Forschungsberichten eine Kartierung der Migration in Europa seit 1989 vorzunehmen. Ziel war die Sichtbarmachung der Dynamik und politischen Evidenz der normalerweise in der medialen Berichterstattung nicht repräsentierten Autonomie der Migration und das Zugänglichmachen von entsprechenden Informationen über das Internet. Unter www.transitmigration.org/migmap kann man durch die bislang vier realisierten Karten navigieren. MigMap vermittelt ein Bild davon, wie und wo die „Wissensproduktion“ über und durch Migration zur Zeit stattfindet und wer daran teilnimmt und teilhat. Untersucht wird, wie die neuen Formen des suprastaatlichen Regierens, welche im europäischen Migrationsregime beobachtet werden können, ineinandergreifen. Kartografie wird im Projekt MigMap als künstlerisch motivierte Strategie eingesetzte, die nicht territoriale Grenzen (re-)produziert, sondern den sozialen Raum des Grenzregimes sichtbar macht und die Transformation der Nationalstaatlichkeit in eine textuelle und visuelle Erzählung bringt, die auch ein nicht-wissenschaftlich geschultes Publikum ansprechen soll.
Kartografie gehört zweifellos mit zu den wichtigsten „Leittechnologien“ der Neuzeit. Bei der Eroberung neuer Gebiete oder der Erschließung neuer Ressourcen waren Karten ein zentrales strategisches Instrument zur Definition eines Territoriums. Sie dienten zudem der Legitimation von europäischen Besitzansprüchen wie auch der Herstellung und Festschreibung von neuen Grenzen. Die von Karten und Plänen jeweils repräsentierte Übersicht suggeriert die Darstellbarkeit objektiver Zusammenhänge und Planbarkeit. Die Karten ermöglichen die Kontrolle über ein Territorium und liefern – je nach strategischer Absicht – die gewünschten Argumente. Karten sind aber zugleich als kulturelle Repräsentation in die ideologische Besetzung von Territorien verwickelt. Am Beispiel historischer Karten von New England zeigte z.B. J.B.Harley auf, wie durch systematische Auslassungen und Überschreibungen sämtliche Hinweise auf indigene amerikanische Kultur – etwa Flurnamen, Lager- oder Kultplätze – getilgt und somit die Existenz einer entwickelten Zivilisation vor der Ankunft der Europäer negiert wurde. Im Zusammenhang mit dem Projekt MigMap war es von besonderem Interesse, einen kritischen Blick auf jene Karten zu werfen, die Migration oder Aspekte davon darzustellen versuchen.
Karten, ihre Legenden und Piktogramme stellen ein in den Sozialwissenschaften verbreitetes Medium zur Darstellung und Repräsentation sozialer Verhältnisse dar. Diagramme und Karten, die von wissenschaftlichen Einrichtungen angefertigt werden, finden darüber hinaus häufig unmittelbar Verwendung, etwa in Lehrmaterial und Massenmedien; nicht zuletzt dadurch erhalten sie eine unmittelbar politische Dimension. In der täglichen Berichterstattung spielen Karten und kartenartige Infograf iken im Zusammenhang mit dem Thema Migration eine zentrale Rolle. Die bunten und eingängigen Infografiken dienen dazu, Artikel in den Feuilletons und Magazinen aufzulockern und werden in den Fernsehnachrichten gerne hinter dem Sprecher eingeblendet. Oft ist auf solchen Diagrammen das gleiche zu sehen: eine politische Karte Europas mit einigen angrenzenden Regionen, hervorgehobene Herkunfts- und Zielländer sowie geschwungene, mehr oder weniger kräftig ausgezeichnete Pfeile, die den direkten Weg vom Osten und Süden ins Zentrum weisen. Numerisch differenziert wird die pauschale Repräsentation eines von Migrationsströmen „ins Visier genommenen“ Kerneuropa allenfalls durch Kuchen- oder Balkendiagramme mit Ranglisten der wichtigsten Einwanderungs- und Auswanderungsländer.
Im „Atlas der Globalisierung“, der dem Thema Migration auch eine Doppelseite widmet, wird das klassische Pfeildiagramm zu einer Weltkarte erweitert, wo die Ein- und Auswanderungsströme im globalen Maßstab sichtbar werden. In dieser Repräsentation wird zumindest anschaulich, dass Europa nicht alleiniges Ziel von Zuwanderung ist, dass außer Europa mindestens zwei weitere Regionen „von Pfeilen bedrängt“ werden, Saudi-Arabien und die USA. Das Bild der in Form von dicken Pfeilen gegen Europa vorrückenden Massen taucht als stereotypes Motiv in jedem Schulbuch auf, etwa wenn die Völkerwanderung der Hunnen dargestellt wird. Auf vielen Karten werden mit Hilfe von Kuchendiagrammen die Anteile von MigrantInnen aus unterschiedlichen Herkunftsländern dargestellt. Die im Vergleich zur Fläche des Landes riesigen Tortendiagramme schweben wie eine feindliche Raumschiffflotte über dem Kontinent. Die graubraunen Kugeln, die in einer weiteren Karte des Atlas der Globalisierung die Auslandschinesen zu Beginn der 1990er Jahren repräsentieren sollen, wuchern wie Pilze überall auf dem Globus.
Die Darstellungen, in denen eindimensionale Bezüge zwischen Länder n hergestellt werden und Ter ritorien als homogene Flächen in Erscheinung treten, sind im Wesentlichen das Ergebnis einer am Nationalstaat orientierten Datenerhebung. Der Prozess der Produktion des Migrationswissens ist offenbar verbunden mit der Auffassung von Nationen als scheinbar beständigen und homogenen Bevölker ungsgr uppen, deren Kohärenz durch Migrationen beeinträchtigt zu werden scheint. Die Kopplung des Wissens an Machtapparate findet auch ihren Ausdruck in den epistemologischen Strukturen der Migrationsforschung, die neuerdings als „methodologischer Nationalismus“ kritisier t wird. Der Stellenwert und die Funktion von Datenerhebung hat sich mit der Krise der souveränen Staatlichkeit zwar verändert. Geblieben aber ist, dass Zählung und Erfassung bis heute zentrale Praktiken der Grenze sind und die Erfassung von Migrationen deren Steuer ung dient.
MigMap will im Gegensatz zu gängigen Kartierungsverfahren in der Migrationsforschung ein Bild davon vermitteln, wie und wo die „Wissensproduktion“ über und durch Migration zur Zeit stattf indet, wer daran partizipiert und wie die neuen Formen des suprastaatlichen Regierens im europäischen Migrationsregime funktionieren: wie z.B. die Implementierung europäischer Standards in Politik und Zivilgesellschaft abläuft, welche Stellen, Personen und Institutionen daran beteiligt sind, wie die verschiedenen öffentlichen oder privaten Akteure zusammenhängen und f inanziert sind, welche inhaltlichen, räumlichen und personellen Überschneidungen oder Abgrenzungen bestehen, wie Zuständigkeiten verteilt und legitimiert werden und auf welchen Theorien, Begriffen oder Diskursen die momentan gültigen Paradigmen basieren. Die Karten haben also weniger den Zweck, Gegeninformation über die Migration zugänglich zu machen als vielmehr Akteure und Strukturen auf der Seite des Regimes darzustellen, auf ihre Funktion hinzuweisen und sie damit kritisier- und verhandelbar zu machen.
In den letzten Jahren hat sich in Europa ein neues Grenz- und Migrationsregime herausgebildet, anhand dessen sich neue, z.T. suprastaatliche Formen des Regierens erkennen und darstellen lassen. Dazu gehören z.B. nur noch teilweise oder überhaupt nicht mehr staatlich kontrollierte Organisationen, die im Auftrag der Staatengemeinschaft das Management einzelner gesellschaftlicher Bereiche übernehmen, wie die IOM (International Organization for Migration), oder neue Formen der Wissensproduktion und des Wissensmanagements mittels Datenvernetzung, wie sie z.B. im SIS (Schengen Information System) praktiziert werden. Neben offensichtlichen Akteuren wie IOM, UNHCR oder EU, spielen viele kleinere, halböffentliche oder private NGOs, zahlreiche migrantische Initiativen aber auch einzelne Personen und Forschungsinstitute eine Rolle. Die komplexe Wirklichkeit des aktuellen Grenzregimes lässt sich nicht mehr länger einfach „abbilden“, vielmehr nur assoziativ, entlang scheinbar unverbundener Teilaspekte imaginieren. Die Migrationsrealitäten zu Beginn des 21. Jahrhundert sollen nicht verobjektiviert werden, wie es bestehende Karten meist tun, sondern das Projekt MigMap will ein dynamisches Kräftefeld zur Darstellung bringen, indem die Wechselwirkungen zwischen AkteurInnen und Diskurs, zwischen staatlichen Politiken und Migration, zwischen Subversion und Kontrolle vorstellbar gemacht werden.
Über die vier bisher erarbeiteten Karten „Akteure“, „Diskurse“, „Europäisierung“ und „Orte und Praktiken“ sind zahlreiche Informationen zu einzelnen Akteuren, Debatten, Prozessen und Ereignissen abrufbar, die in ihrem Zusammenspiel das ergeben, was momentan die Europäische Migrationspolitik ist. Die Möglichkeit der Verknüpfung von Übersicht mit Infor mationen zu einzelnen Details ist auch einer der zentralen Gründe, wieso das Projekt für das Inter net konzipier t wurde. Ein anderer ist die Option, die Kar ten bei Bedarf laufend anpassen, nachtragen und mit weiteren z.B. interaktiven Funktionen versehen zu können. Je nach Bedürfnis punktuell abr ufbare und kontinuierlich veränderbare Repräsentation, die MigMap darstellt, wird dem Anspr uch einer nicht verobjektivierenden Darstellung sicher besser gerecht als z.B. eine gedruckte Karte oder Publikation.
MigMap repräsentiert Akteure, Strukturen und Praktiken des Migrationsregimes auf der Basis der These von der „Autonomie der Migration“. Aus dieser Perspektive ist es möglich, die aktuellen Verhältnisse nicht als feste Strukturen, sondern als einen Prozess der Aushandlung, des kontinuierlichen Austestens und – auch auf der Ebene der Politik – der Improvisation zu begreifen.
Auf Karte 1, der Karte der Akteure des Migrationsregimes, sind die unterschiedlichen Akteure der Grenze und der Autonomie der Migration eingetragen. Schriftgröße und Farbe geben Bedeutung und Art der jeweiligen Institutionen oder Organisationen an. Es wird dabei vor allem sichtbar, wie viele unterschiedliche Akteure neben den staatlichen Organen beteiligt sind. Angaben zur Funktion und zum Eigenverständnis der einzelnen Akteure sowie Links zu ihren Selbstdarstellungen und Mission Statements auf dem Internet vermitteln einen Einblick in die oft unscharf abgegrenzten Aufgabenbereiche, vielschichtigen Überlagerungen der Zuständigkeiten und teilweise Interessenskonflikte, welche die Summe der Akteure zu einem undurchschaubaren Filz von Aktionismus werden lässt.
Karte 2, die Karte der Diskurse zeigt das Migrationsregime als Wissensregime. Hier laufen Themenfelder ineinander, verdrängen oder schließen einander gegenseitig ein. Dabei handelt es sich um die wichtigsten Diskurse, anhand deren Migrationspolitik gemacht wird bzw. mit denen zum Zweck der Durchsetzung bestimmter Politiken argumentiert wird: Menschenrechte, Sicherheit, Asylrecht, Traff icking, war on terrorism und weite- re. Einzelne Punkte an den Berührungsstellen der Felder lassen erkennen, welche migrantischen „Subjekte“ hier jeweils konstruiert werden: GastarbeiterInnen, illegale Migranten, Schlepper, Opfer, Wirtschaftsflüchtlinge, politisch Verfolgte. Die Kämpfe der Migration und ihre Kampagnen produzieren im Feld der Diskurse weiße Flecken der Gegenöffentlichkeit, während die Begrifflichkeiten rund um das ökonomistische Konzept des Migrationsmanagement auf der Karte neoliberale Plattformen bilden. Die Karte zeigt, dass die Diskurse niemandem „gehören“, sondern die Praktiken und Argumentationen verschiedenster Akteure durchkreuzen, sich damit gegenseitig verstärken können, aber auch dazu führen können, dass vorübergehend ein Ter rain entsteht, das von bestimmten Kräften beansprucht und verteidigt wird.
Karte 3 zur Europäisierung als dezentrale Dynamik der Migrationspolitik stellt die Informierung und Implementierung transnationaler politischer Regulierungen dar. Dazu gehören formelle und informelle Beratungsgespräche, Treffen und Konferenzen und eine Vielzahl von Strategie- und Konzeptpapieren, die laufend präsentiert und wieder schubladisiert werden. Der „Schengen-Prozess“ oder die Debatte um die „Drittstaatenregelung“ sind hierfür paradigmatisch. Bestimmte Ideen tauchen auf, werden eine Zeitlang weiterverfolgt, bis die Debatte aufgrund neuer Ideen oder aus tagespolitischem Anlass eine jähe Wendung nimmt. Verschiedene parallel verlaufende Prozesse der Europäisierung haben temporär Konjunktur, überkreuzen sich und verlieren zuweilen zu Gunsten eines andern Prozesses an Bedeutung. Die laufende Entwicklung lässt sich durch eine einfache Chronologie der Ereignisse nicht mehr erfassen. Die Karte der Europäisierung hebt deshalb in einer an einen U-Bahn-Plan erinnernden Darstellung einzelne Verbindungen hervor; neue könnten jederzeit dazu kommen, falls sich in Zukunft herausstellen sollte, dass eine Abfolge von bestimmten Ereignissen und Ideen im Nachhinein gesehen zu einer relevanten Änderung oder Neuausrichtung der Migrationspolitik geführt hat.
Die Karte 4 zu den Praktiken des Grenzregimes verzeichnet die Orte, an denen die Grenze gerade nicht territorial produziert wird: (Flug-)Häfen, Lager, Krankenhäuser, Beratungsstellen, der öffentliche Raum, die eigene Wohnung etc. Anhand von Skalen wird die Bedeutung verschiedener Praktiken der Kontrolle, Regulierung oder ihrer subversiven Unterwanderung ermessen. Die Vektoren von Erfassung, Kontrolle oder Repräsentation sind je nach „Ort“ unterschiedlich stark gewichtet sind ermöglichen damit verschiedene Handlungsmuster der Migration, in denen wiederum die zur Kontrolle eingesetzten Instrumente durchaus zu Ressourcen ihrer Umgehung werden können. Objektive Kriterien spielen dabei kaum eine Rolle, erfassbar oder besser spürbar kann die „Qualität“ der unterschiedlichen Orte der Grenze nur durch ein kontinuierliches Sammeln von individuellen Erlebnisberichten und Anekdoten gemacht werden. Einige dieser Geschichten sind auf der Karte stellvertretend für alle andern abrufbar. Viele weitere können dazukommen.
Der Eindruck einer punktuellen Ein- oder Übersicht, der sich mit Hilfe der MigMaps vorübergehend einstellen kann, soll weniger dazu dienen, ein objektives Bild der neuen Regierungsformen zu vermitteln, als vielmehr darauf verweisen, wie unsicher, schwankend und unzuverlässig das Terrain der Macht geworden ist und dass diese Unschärfe selbst mit der ständigen Bewegung zu tun hat, in die die Migration die Apparate ihrer Kontrolle zu versetzen imstande ist.
Die erhobenen Daten und das existierende Kartenwerk über Migration wird zwar von offizieller Seite als umfassend dargestellt, erweist sich aber selbst für die Praxis der Macht als untauglich und widersprüchlich. Etwa, wenn sich die Argumentation von Kommissions- und Regierungsberichten, die z.B. Schwachstellen der Überwachung aufzeigen sollen, genauso auf Karten stützen, wie die Selbstdarstellungen von Küstenwache und Grenzschutz, die versuchen, damit die Effizienz ihres Verteidigungsdispositivs anschaulich zu machen. Jenseits der zum Zweck der bloßen Repräsentation erstellten Karten wird zur Zeit in unzähligen Amtsstuben und Besprechungszimmern von Aufnahme- und Beratungsstellen überall in Europa verzweifelt versucht, eine einigermaßen verlässliche Karte aktueller Routen und Passagen zu zeichnen, um dem Rätsel der Ankunft auf die Schliche zu kommen. Diese Karte, zusammengesetzt aus vagen Skizzen mit vielen unvollständigen und fehlerhaften Angaben zu Orten und Personen sowie einer Chronologie von Ereignissen, die keinen Sinn ergibt, können wir nur imaginieren. Wir werden sie in absehbarer Zeit kaum je zu Gesicht bekommen, weil sich darauf bloß die Konturen des Scheiterns des aktuellen Grenzregimes abzeichnen würden.
Die Unschärfe dieser aktuellen Karten ist vor allem eine Unschärfe aus der Perspektive derer, die zum Regieren abgrenzbare und definierte Größen (z.B. Statistik) und transparente Verhältnisse benötigen. Umgekehrt ergibt es aus der Perspektive der Autonomie der Migration auch keinen Sinn, den MigrantInnen bzw. der Bewegung der Migration ihre eigenen Routen, Tricks und Wege aufzuschlüsseln. Der Seite der Subalternen bloß Wissen zur Verfügung zu stellen über die Apparate und Techniken der Macht, ist zwar wichtig, aber reicht unserer Ansicht nach als Verfahren der Dekonstruktion der herrschenden Verhältnisse nicht aus. Benötigt werden Kartierungen, die das ganze Ensemble der Migrationsverhältnisse, Regierungsformen, Praktiken der Migration und die Diskurse, innerhalb deren die Konflikte um Migration verhandelt werden, zur Darstellung bringen. MigMap ist deshalb mehr als eine bloße Umkehrung von traditionellen Migrationskarten und auch nicht bloß eine Kartografie der Macht in der (kritischen) Tradition der Gegenöffentlichkeit. Sie soll vielmehr genau diesen Widerspruch reflektieren, der der Migration eine adäquate Repräsentationsstruktur verbaut. Dazu müssen die Episteme, die in jeder Karte zur Wirkung, kommen, selbst sichtbar gemacht werden und die weißen Flecken, die sich bei jedem Versuch einer Kartierung notgedrungen bilden werden, haben zum Glück bis heute nichts von ihrer magischen Anziehungskraft verloren.
Der Text wurde in: TRANSIT MIGRATION Forschungsgruppe (Hg.): Turbulente Ränder. Neue
Perspektiven auf Migration an den Grenzen Europas.
transcript, Bielefeld 2007. erstveröffentlicht.
Projektinfo:
MigMap wurde 2004/2005 von Labor k3000 (Peter Spillmann/Susanne Perin/Marion von Osten/Michael Vögeli) und den ForscherInnen von TRANSIT MIGRATION (Sabine Hess, Serhat Karakayalı, Efthimia Panagiotidis und Vassilis Tsianos) entwickelt und realisiert. Die Karten wurden seither in unterschiedlichen wissenschaftlichen und aktivistischen Zusammenhängen vorgestellt und werden international vorallem im akademischen Kontext für Seminare und Diskussionsveranstaltungen benutzt. Das Projekt wurde von der Kulturstiftung des Bundes/Projekt Migration, von Pro Helvetia, Schweizerische Kulturstiftung und vom Aargauer Kuratorium unterstützt. Für Herbst 2007 sind Updates einzelner Karten vorgesehen.
Buchhinweis:
TRANSIT MIGRATION Forschungsgruppe (Hg.): Turbulente Ränder. Neue
Perspektiven auf Migration an den Grenzen Europas.
transcript, Bielefeld 2007. ISBN: 978-3-89942-480-5
Heute über Migration nach Europa zu reden, heißt fast immer von der "Festung Europa" zu sprechen. Ins kollektive Gedächtnis haben sich seit über einer Dekade die entsprechenden Bilder eingespeist: überladene Schiffe, skrupellose Menschenhändler, anonyme Massen armer Flüchtlinge. Mal werden sie voller Empathie, mal mit Ablehnung betrachtet. Selten jedoch verlassen Forscher, Journalisten oder Politiker die abgesteckten Pfade dieses Mythos und fragen, was eigentlich wirklich an der Grenze, in der Migration, aber auch in den angeblichen Zitadellen der Macht vor sich geht. Das Forschungsteam TRANSIT MIGRATION hat das Migrationsgeschehen im Südosten Europas untersucht und liefert spannende Thesen über eine Region, die zunehmend zur Schnittstelle und zum Brennpunkt der Aus-, Ein-, Rück- und Durchwanderung von Migranten und Migrantinnen geworden ist. Dabei werden aus Menschenhändlern lokale Transportunternehmer, aus armen Flüchtlingen Menschen mit Plänen und Strategien und aus allmächtigen Behörden Institutionen der Improvisation, die dem Geschehen gleichsam hinterherrennen.