Diesseits oder jenseits der Mir-san-mir-Kultur?"Europa" als Übersetzung, oder: Perspektiven und Strategien des kulturpolitischen Umgangs mit dem Jahr des interkulturellen DialogsWorkshop mit Boris Buden und Stefan Nowotny Das Europäische Parlament hat das Jahr 2008 zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs ausgerufen. Wie die Veranstaltungskalender uns verraten, meint „interkultureller Dialog“ hier vor allem eine Selbstbespiegelung der Mehrheit in Form von repräsentativen Events, welche die vermeintliche „kulturelle Andersheit“ der „Anderen“ im Niemandsland zwischen Bereicherung und Minderwertigkeit konstruieren. Kultur als Nationalkultur wird einmal mehr reanimiert – bloß ist sie im „erweiterten Europa“ zum Ensemblestück geworden. Vor diesem Hintergrund stellt sich erneut die Frage, welche Konzepte und Strategien geeignet wären, um abseits von Begriffen wie „Interkulturalität“ der langen und vielfältigen Geschichte von Migrationen und antirassistischen Kämpfen Rechnung zu tragen und jene Prozesse voranzutreiben, die eine Transformation im Sinne eines politischen Antirassismus möglich machen; und umgekehrt, welche Perspektiven sich heute für einen politischen Antirassismus ergeben, angesichts der anhaltenden politischen Formierung von Kultur als (supra)nationales (Hoch-)Kulturevent. Der Begriff der „kulturellen Übersetzung“ gibt keine Antworten auf diese Fragen. Aber er setzt mit der Gewissheit ein, dass die Idee der Nationalkultur faul ist. Er entwirft dergestalt eine Perspektive, die über die Zwischenräume des Bestehenden hinaus will, welche die Gefängnisse des kulturalistischen Konformismus bilden. Eine Perspektive, die in die Welt selbst übersetzt sein will – dorthin, wo „Kultur“ eine neue Gesellschaftlichkeit artikuliert und wo sich das Politische durch neue Subjektivierungsformen reformuliert.
In Zusammenarbeit mit der IG Kultur Österreich |