Translating Violence/Traduire le silence de la plèbe
We would like to think of translation in a wider sense, not only as textual, but as contextual translation, whereby modes of life, experiences, acts, behaviours, politics can be translated into other scales and grids; or where one jargon, one ideological configuration, one disciplinary terminology can be made understandable to another. We suggest that such translations contribute to defusing aggressive postures or moves in many ways, although there is no such thing as a perfect and definitive translation. There is, however, no zero degree of violence. Translation interrogates both the original as well as experience. It also affects and puts into question the translator. Language might be translation in the first place. Translation rests within language itself, as languages traverse each other. The ways, reasons and conditions in which women have historically played out this mediation, an important and invisible role, are incredibly telling. Similar positions are also true of other agents whose exclusion is constitutive of the whole, or of other subordinate inclusions which work as material stakes. On the one hand, it has driven them to a gradual, hesitant and conditional integration through transforming institutions, power relationships, state and society. On the other, it has gradually enhanced the creation of independent and original ways of thinking, areas of knowledge, organization and institutions parallel and external to the established ones. These two translation techniques, though sometimes conflicting, must be seen as complementary. Indeed, the planet needs to overcome the present epistemological dead-end. The current cognitive crisis (epistemic violence; the arrogance of objectifying the “other”; closed and received histories; proclaimed truths etc.) with catastrophic consequences in international politics and in the social life of individual countries certainly has multiple origins. But we can discern two or three recent thresholds of historic rupture: the end of the Cold War and of the capitalism/communism confrontation; the post-colonial condition and the post-colonial backlash catching up with it; resulting from these, the convergence of a certain Western political arrogance implying historic humiliations, and of “general” but fragmented terrorist acts happening any place, not directed against those they harm. This is followed by a global security craze harmful to democracy and peace. The latter has rapidly translated into globally increased violence (democracy-enforcing and pre-emptive wars, counter-terrorism etc.), reducing prospects of peace as well as of individual and group liberties. Violence is a situation of no-translation. But translation in itself doesn’t guarantee anything; you need to have a politics of translation to make sure that it is constructive of social links and of peace. As translation is a two-way process, it is worthwhile to try to contribute, through a politics of translation, to defusing violence and making it possible to understand what others do and expect.
Can we translate the silence of the plebs that dominant interest doesn’t even hear as articulated language? No amount of reform or salvaging imposed from above can break the silence and make those who are perceived (if at all) as mute politically expressive. De-politicisation and de-semantisation, as efforts to impede translation, are part of an anti-political endeavour to eliminate competition for power. To overcome such silencing, we need to acknowledge and develop the symbolic capacities of language that will translate, and thus articulate, the injustice and inequality – instead of simply negating it. Translating the silenced étrangeté means at the same time giving it a language and potentially translating its violence into a language of peace.
Rada Iveković
Paris, October 2007
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Traduire le silence de la plèbe/ Translating Violence
La traduction entendue dans un sens large, contextuel plutôt que textuel, et entendue au sens politique d’une politique de la traduction, peut contribuer à désamorcer la violence toujours possible. Le rôle de traductrices incombe historiquement le plus souvent aux femmes, un rôle aussi important que non reconnu. La condition inconfortable et cependant constitutive pour la culture de la traductrice (au sens large) elle-même traduite, ou de la médiatrice, comme toute exclusion constitutive, a d’un côté permis la transformation des institutions par l’intégration, et d’autre part la création de savoirs parallèles hors institutions. Ces approches complémentaires pourraient être autant d’atouts pour sortir de l’impasse épistémologique et de la crise cognitive dans laquelle se trouve la planète après que les conséquences de la fin de la Guerre froide aient convergé avec les effets à retardement de la décolonisation, le tout résultant en une arrogance de l’Occident conjuguée avec l’humiliation historique en face et les actes terroristes qui on déclenché l’hystérie anti-terroriste et sécuritaire globale. Peut-on entendre, dans ce tintamarre des armes, le silence de la plèbe ? La dépolitisation et la désémantisation font partie de l’effort d’éliminer, avant même toute manifestation du politique, toute concurrence dans la sphère du pouvoir. Pourtant l’expérience de celles et ceux qui sont mis en situation de traduction, donne espoir que l’on puisse, en traduisant l’étrangeté, lui découvrir un langage en même temps que de traduire sa violence, ses attentes et espérances.
Rada Iveković
Paris, octobre 2007
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Gewalt übersetzen
Wir wollen Übersetzung in einem weiteren Sinn nicht nur als textuelle, sondern als kontextuelle Übersetzung denken, durch die Formen von Leben, Erfahrung, Handeln, Verhalten und Politik in andere Maßstäbe und Raster übersetzt oder ein Jargon, ein ideologisches Gefüge und eine Fachterminologie einander verständlich gemacht werden können. Wir meinen, dass solche Übersetzungen dazu beitragen, aggressive Haltungen oder Handlungen auf vielerlei Weise zu entschärfen, auch wenn es so etwas wie eine vollkommene und endgültige Übersetzung nicht gibt. Die Abwesenheit von Gewalt existiert nicht. Die Übersetzung befragt sowohl das Original als auch die Erfahrung. Sie betrifft auch den/die ÜbersetzerIn und stellt ihn/sie infrage. Sprache könnte in erster Linie Übersetzung sein. Die Übersetzung ruht in der Sprache selbst, weil sich Sprachen gegenseitig durchdringen. Die Wege, Gründe und Voraussetzungen, unter denen Frauen diese Vermittlung historisch vollbracht haben, ihre wichtige und unsichtbare Rolle darin, sind unglaublich vielsagend. Ähnliche Ausgangssituationen gelten auch für andere Handelnde, deren Ausschluss konstitutiv für die Gesamtheit ist, aber auch für andere untergeordnete Vereinnahmungen, die als materielle Einsätze wirken. Auf der einen Seite hat dies zu einer graduellen, zögernden und bedingten Integration durch die Transformation von Institutionen, Machtbeziehungen, Staat und Gesellschaft geführt. Auf der anderen Seite hat es nach und nach die Bildung unabhängiger und originärer Denkweisen, Wissensgebiete, Organisationen und Institutionen gefördert, die dem Etablierten parallel und äußerlich sind. Diese beiden Übersetzungstechniken müssen als komplementär angesehen werden, auch wenn sie manchmal miteinander in Widerspruch stehen. Tatsächlich muss der Planet die gegenwärtige epistemologische Sackgasse überwinden. Die derzeit herrschende kognitive Krise (epistemische Gewalt, die Arroganz der Objektivierung des „Anderen“, geschlossene und übernommene Geschichten, verkündete Wahrheiten usw.) mit katastrophalen Folgen für die internationale Politik und für das gesellschaftliche Leben einzelner Länder hat sicherlich vielfältige Ursachen. Doch wir können zwei oder drei aktuelle Schwellen des historischen Bruchs unterscheiden: das Ende des Kalten Krieges und der Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus/Kommunismus; die postkoloniale Bedingung und die postkoloniale Gegenbewegung, die sie einholt; daraus resultierend das Zusammenfallen einer bestimmten westlichen politischen, historische Erniedrigung mit sich bringenden Arroganz mit „allgemeinen“, aber fragmentierten terroristischen Taten, die sich überall ereignen und nicht gegen jene gerichtet sind, die durch sie verwundet werden. Dem folgt ein globaler Sicherheitswahn, der Demokratie und Frieden schadet. Letzterer hat sich schnell in eine weltweit gesteigerte Gewalt übersetzt (Präventivkriege und solche zur Durchsetzung von Demokratie, Terrorismusbekämpfung usw.), die die Aussichten auf Frieden ebenso wie individuelle und kollektive Freiheiten reduziert. Gewalt ist der Zustand einer Nichtübersetzung. Aber die Übersetzung als solche garantiert gar nichts; man benötigt eine Politik der Übersetzung, um sicherzustellen, dass sozialer Zusammenhalt und Frieden geschaffen werden. Da Übersetzung ein Prozess ist, der in zwei Richtungen verläuft, ist es wert, durch eine Politik der Übersetzung dazu beizutragen, Gewalt zu entschärfen und die Handlungen und Erwartungen der Anderen verständlich zu machen.
Können wir das Schweigen der Plebs übersetzen, das vom herrschenden Interesse nicht einmal als artikulierte Sprache gehört wird? Keine Anzahl von Reformen, keine von oben verordnete Rettung kann das Schweigen brechen und jenen zum politischen Ausdruck verhelfen, die (wenn überhaupt) als stumm wahrgenommen werden. Entpolitisierung und Entsemantisierung, Anstrengungen, die Übersetzung vereiteln wollen, sind Teil eines antipolitischen Strebens, die Konkurrenz um die Macht zu eliminieren. Um dieses Zum-Schweigen-bringen zu überwinden, müssen wir die symbolischen Fähigkeiten der Sprache anerkennen und entwickeln, die Ungerechtigkeit und Ungleichheit übersetzen und damit zur Sprache bringen, anstatt sie einfach zu verneinen. Die zum Schweigen gebrachte Andersheit übersetzen bedeutet zugleich, ihr eine Sprache zu geben und ihre Gewalt potenziell in eine Sprache des Friedens zu übersetzen.
Rada Iveković
Paris, Oktober 2007