Freibeuter im Zeichenmeer Biopiraterie und Übersetzungspolitiken
Tom Waibel Die Patentierung von Lebensformen ist eine
zeitgenössische Form des Raubs von Gemeingütern und damit eine aktuelle Form
der Verräumlichung und Territorialisierung von Wissen. Aber die Verbreitung der
Bioprivatisierung ist keine Anomalie der Idee von Patentgesetzgebung, sie ist
ihr vielmehr immanent. Die Patentrechtsprechung der entstehenden
Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts hat die legalen Bedingungen zur
Transformation und Übersetzung von Erfindungen anderer Nationalstaaten festgelegt.
Neuigkeit wurde auf das in der nationalen Produktion bisher Ungebräuchliche
reduziert, auch wenn sie in anderen Ländern oder Gesellschaften wohl bekannt
waren und praktiziert wurden. Die Ausweitung einer solchen Art von
Rechtsprechung auf Lebensformen und deren genetischen Veränderungen öffnet den
Weg zu einer globalen Biokolonisierung, die auf Biopiraterie gründet. In meinem
Beitrag werde ich einen eingehenderen Blick auf diese Problematik aus der
Perspektive der Übersetzungspolitiken werfen: Verfährt die kapitalistische
Globalisierung mit den Mitteln einer monströsen Übersetzungsmaschine? Und, wie
können Zeichen im Exodus von Copyright und handelsbezogenem intellektuellem
Eigentum übersetzt werden?
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Thomas Waibel
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