Nation der Übersetzung – Nation als Übersetzung
Vermessung von Perspektiven trans-kultureller politischer Aktion

Michaela Wolf

Die Vorstellung einer die Vorrangigkeit von Freiheit und Gerechtigkeit ermöglichenden ‚Übersetzungsnation’ ist zugegebenermaßen verlockend. Sogar ihres utopischen Programms beraubt bleibt der ausgesprochen politische Charakter der in ihrer großen Auswahl an Bedeutungen begriffenen ‚Übersetzung’ bestehen. In den Translationsstudien ist die Zeit definitiv vorbei, in der Übersetzung als linguistische Transkodierung verstanden wurde, die eine Äquivalenz bestimmter Einheiten wie Quelle und Zieltext voraussetzt. Der in den heutigen Translationsstudien zunehmend bedeutendere Blick auf Übersetzung entspricht dagegen dem Konzept eines interkulturellen Clusters, der zumeist von postkolonialem Denken beeinflusst ist und in enger Beziehung zu dem steht, was unter dem Überbegriff ‚kulturelle Übersetzung’ gekennzeichnet wurde. In meinem Vortrag werde ich die Grundzüge dieser Entwicklung der Disziplin skizzieren und insbesondere die Unterscheidungslinien zwischen traditionellen Ansichten der ‚Übersetzung’ und einigen darüber hinausgehenden konzeptuellen Perspektiven nachzeichnen, wie etwa Transkulturation, Hybridität oder Transmesis. Ich werde mich besonders auf den Beitrag der ‚Übersetzung’ als bedeutender politischer Agent in der Gestaltung von Kulturen konzentrieren und dessen subversive Praktiken betonen. Das wird dazu beitragen, die Möglichkeiten des Konzeptes für ein stärker politisch informiertes Handlungsvermögen auszuarbeiten und den Blick auf ‚Übersetzung’ als gestaltende Kraft der trans-kulturellen politischen Aktion zu privilegieren.

Michaela Wolf

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