jenseits des postkolonialismus: die produktion des globalen gemeinsamen

Gibt es ein globales Gemeinsames in der postkolonialen Welt? Leider scheint die Antwort auf diese Frage allzu einfach: Das globale Gemeinsame ist weder im alten modernen Konzept der Universalität zu finden, zumal dieses sich als kulturspezifisch herausgestellt hat, noch in der normativen Gleichheit besonderer „Kulturen“, die einander wechselweise anerkennen. Stattdessen liegt sie im endlosen Prozess aufeinander einwirkender und sich vermischender kultureller Differenzen, einem Prozess, der „kulturelle Übersetzung“ genannt wird. Dieser Prozess hat sein eigenes Subjekt: einen neuen Homo duplex unserer Zeit, der dieses neue Gemeinsame einer transnationalen, globalen Kultur produziert, genießt und theoretisiert. Zugleich jedoch folgt seine politische Artikulation demselben alten Muster kultureller Partikularität, kurz: dem Nationalstaat. Also gründet der Homo duplex seine Politik auf das, was er kulturell verdammt. Und umgekehrt ist das, was er kulturell verehrt, von keinerlei politischem Nutzen. Sich diesem Widerspruch offen zu stellen ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe unserer Zeit.

Hito Steyerl
As a global working class, the working class of today is just as subaltern as the Italian peasants of the south in former times. Yet how can the people who are set in a transnational relation to one another by the flexible production chain of contemporary capitalism articulate their relationship to one another?
Ina Kerner
Critical Whiteness Studies are a flourishing project – both within the academy and beyond. Drawing on current publications in this field in German, and focusing on the notions of whiteness and of white privilege which are employed here, Ina points to some of the particular strenghts, as well as to current limits of the whiteness debate.
Isabell Lorey
Zur Unterscheidung zwischen Norm und Normalisierung
Ein zentrales Thema der Kritischen Weißseinsforschung ist die Problematisierung von Privilegien. Doch in ihrer auf Normen fokussierten Analyse inthronisiert sie nicht selten erneut ein weißes Subjekt zur eigenen Immunisierung.
Nikita Dhawan
Migrant Hybridism versus Subalternity
What are the consequences of a “discursive colonization” of subalternity by metropolitan postcolonialism? Is there a conflict of interest between migrant hybridism located in the “first world” and the indigenous subaltern woman in the rural “third world”. What is the postcolonial feminist to do in the face of her complicity in the failure of decolonisation? These are challenging questions that need to be addressed in the German-speaking context.
Vera Tollmann
Das globale Gemeinsame im Internet muss erst übersetzt werden
Da das digitale globale Gemeinsame nicht für alle erreichbar oder gleich bedeutend ist, also nicht von einer globalen Gesellschaft genutzt werden kann, weil das angebotene Wissen etwa nie für alle von Interesse ist, von allen verstanden werden kann und schlicht und einfach für einen Großteil nicht zugänglich ist, bleibt es ein uneingelöstes Versprechen.
Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna
Videoloop, 7 min., 2006
Welche Perspektiven ergeben sich aus den Re-Präsenzen der Kolonialgeschichte in der Migration? „Note d’intention“ zu einem Videoprojekt von Brigitta Kuster und Moise Merlin Mabouna.
Hito Steyerl
Postcolonial Critique
The debate on cultural globalization also often involves so-called postcolonial theory. What does this encompass?

thematic strands

kritik der kulturalisierung prozesse gesellschaftlicher neuzusammensetzung jenseits des postkolonialismus: die produktion des globalen gemeinsamen multilinguale praxen vs. nationale sprachpolitiken all texts...

other languages

English Deutsch Español Français Hrvatski Türkçe